Historie des Bürgervereins

Zusammenkunft im Gasthof am Rothen Baum

Das äußere Dammthor - Zeichnung von C. Suhr ca. 1857

Am 10. Februar 1848 schmiedete eine Gruppe angesehener Bewohner des vor dem Dammtor gelegenen Hamburger Landesgebietes einen Pakt. Im Gasthaus des Landvogts Hartmann am Rothen Baum einigten die anwesenden Akademiker, Kaufleute, Handwerksmeister und Gewerbetreibenden sich darauf, zum Nutzen ihrer Gegend, also jenseits des Stadttores am heutigen Dammtor-Bahnhof, einen Verein zu gründen. Schnell war der Name Bürgerverein außerhalb Dammthors gefunden, ein sechsköpfiger Vorstand wurde gewählt.

Die Gründungsväter verfolgten soziale Ziele: Nach dem großen Hamburger Brand, der sechs Jahre vor der Vereinsgründung ein Viertel des damaligen Stadtgebietes verwüstet und 20.000 Menschen obdachlos gemacht hatte, wollten sie das größtenteils noch unbebaute Gelände hinter dem Dammtor für die Menschen lebenswert machen, die in der Stadt auf zerstörten Flächen in Behelfswohnungen untergebracht waren.


Rotherbaum: Vom Vorort zum echten Stadtteil

So sah der Dammtor-Bahnhof 1898 aus - Quelle: Bildarchiv Hamburg

Mitte des 19. Jahrhunderts mussten Menschen, die in den Abend- oder Nachtstunden das Dammtor passieren wollten, eine Gebühr entrichten - erst 1860, also zwölf Jahre nach Gründung des Bürgervereins, wurde das Torsperrgeld in Hamburg abgeschafft. Damit den Bewohnern, die außerhalb des Dammtors lebten und nachts dringend eine Arznei brauchten, die Passiergebühr und weite Wege erspart blieben, setzten Mitglieder des Bürgervereins sich in den Anfangsjahren für die Niederlassung einer Apotheke am damaligen Rothen Baum ein.

Außerdem eröffnete der Bürgerverein eine dem heutigen Kindergarten ähnliche Warteschule, in der noch nicht schulpflichtige Kinder berufstätiger Eltern stundenweise betreut wurden. Es bestanden enge Verbindungen zur Sparkasse vor dem Dammtor, die Gründungsväter richteten eine Unterstützungskasse für arme Familien ein. Zudem waren Vereinsmitglieder maßgeblich daran beteiligt, dass aus dem ehemaligen Vorort Rotherbaum im Jahr 1894 ein Stadtteil Hamburgs wurde.


Engagement gegen die Wohnungsnot

Alte Ausgabe der Dammtor-Zeitung von 1938
Großes Bild

Nach dem Ersten Weltkrieg förderte der Bürgerverein vor dem Dammtor, der sich 1937 mit dem Pöseldorfer Bürgerverein und dem Gewerbeverein vor dem Dammtor zum Bürger- und Gewerbeverein vor dem Dammtor/Pöseldorf zusammenschloss, die Errichtung eines Häuserblocks an der Schlankreye im Stadtteil Harvestehude.

Zwischen Grindelberg und Bogenstraße entstanden von 1924 bis 1928 insgesamt 300 Wohnungen und 200 Garagen, um der wachsenden Arbeitslosigkeit und der akuten Wohnungsnot entgegenzuwirken. Auf das Jahr 1953, also einige Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs, ist die vom Bürgerverein initiierte Gründung der Baugesellschaft vor dem Dammtor mbH datiert, weil es erneut an Wohnraum mangelte.

Als am Grindel die Straßenbahn bimmelte

Um Projekte anzuschieben, schloss der Bürgerverein auch immer wieder Bündnisse: Gemeinsam mit dem Turnverein von 1872 e.V. wurden im Laufe der Vereinsgeschichte zahlreiche Bälle und Laternenumzüge veranstaltet. Bis heute befreundet sind Bürgerverein und die Freiwillige Feuerwehr Pöseldorf, die seit 1972 ihre Einsätze fährt.

Anlässlich der letzten Straßenbahnfahrt in Hamburg im Jahr 1978, bis zum 30. September verkehrte die Linie 2 zwischen Schnelsen und Rathausmarkt, gaben Bürgerverein sowie Turnverein und Feuerwehr eine gemeinsame Abschiedsparty. Bis zum heutigen Tage präsentiert sich die Freiwillige Feuerwehr Pöseldorf auf dem Turmweg-Flohmarkt - Seite an Seite mit dem Flohmarkt-Gründer, dem Bürgerverein vor dem Dammtor/Pöseldorf.


Die letzte Fahrt der Linie 2 im Jahr 1978